
Wer eine Immobilie kaufen oder verkaufen möchte, stößt schnell auf die Frage: Was ist das Haus oder die Wohnung wirklich wert? Während Käufer und Verkäufer sich in der Regel auf einen Kaufpreis einigen, prüft die Bank den Wert noch einmal ganz genau. Denn für jede Immobilienfinanzierung ist ein eigenes Gutachten vorgeschrieben. Das Ergebnis überrascht viele – der von der Bank ermittelte Beleihungswert liegt nicht selten deutlich unter dem vereinbarten Kaufpreis.
Wie Banken den Beleihungswert ermitteln
Die Bewertung von Banken folgt strengen Vorgaben. Maßgeblich ist die „Verordnung über die Ermittlung der Beleihungswerte von Grundstücken“. Danach müssen Banken langfristige, stabile Faktoren heranziehen. Spekulative Preissprünge, kurzfristige Trends oder luxuriöse Ausstattungen bleiben weitgehend außen vor.
Damit soll sichergestellt werden, dass eine Immobilie auch im Falle eines Notverkaufs oder einer Zwangsversteigerung den Kredit absichert. Mit anderen Worten: Selbst wenn ein Käufer 500.000 Euro zahlt, kann die Bank die Immobilie nur mit 400.000 Euro bewerten – weil sie davon ausgeht, dass dieser Wert im Ernstfall realistischer zu erzielen wäre.
Für Käufer bedeutet das: Sie müssen die Differenz aus Eigenkapital ausgleichen, oft zusätzlich zu den Kaufnebenkosten. Und für Verkäufer kann ein zu hoch angesetzter Kaufpreis dazu führen, dass Interessenten an der Finanzierung scheitern.
Marktwert vs. Beleihungswert
Der entscheidende Unterschied:
- Marktwert: orientiert sich am Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Auch weiche Faktoren wie die Beliebtheit eines Viertels, moderne Architektur oder die Erwartung steigender Mieten spielen eine Rolle. Er bildet den Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt ab.
- Beleihungswert: konservativ und langfristig ausgelegt. Er berücksichtigt überwiegend Faktoren, die dauerhaft Bestand haben, und lässt Übertreibungen am Markt außen vor.
Diese Unterschiede führen dazu, dass Marktwert und Beleihungswert in vielen Fällen weit auseinanderliegen. Besonders in Ballungsgebieten, wo Immobilien stark nachgefragt sind, fallen die Diskrepanzen deutlich auf.
Warum Banken unterschiedlich bewerten
Einheitliche Bewertungsmethoden gibt es nicht. Jede Bank hat ihre eigenen Ansätze. Während eine bundesweit tätige Großbank eine Wohnung in München möglicherweise als überteuert einstuft und einen hohen Abschlag vornimmt, kann ein regionales Kreditinstitut mit Marktkenntnis zu einer deutlich realistischeren Einschätzung kommen.
So kann dieselbe Immobilie bei Bank A mit 350.000 Euro, bei Bank B aber mit 380.000 Euro bewertet werden. Solche Unterschiede wirken sich direkt auf die Finanzierungsmöglichkeiten und die Konditionen aus.
Die Folgen für Käufer und Verkäufer
Typisch ist, dass Banken den Kreditbetrag am Beleihungswert ausrichten. Dabei gilt:
- Nach dem Pfandbriefgesetz dürfen Realkredite höchstens bis zu 60 % des Beleihungswerts vergeben werden. Diese Grenze ist vor allem für die Refinanzierung durch Pfandbriefe relevant.
- In der Praxis der Immobilienfinanzierung orientieren sich Banken jedoch oft am sogenannten Beleihungsauslauf (Loan-to-Value, LTV). Hier werden – abhängig von Bonität und Eigenkapital des Käufers – üblicherweise 80 % bis 90 % des Beleihungswerts finanziert.
Ein Beispiel: Liegt der Kaufpreis bei 500.000 € und die Bank setzt den Beleihungswert auf 400.000 € an, dann kann die Bank bei einem LTV von 80 % ein Darlehen von maximal 320.000 € gewähren. Der Käufer müsste die Differenz von 180.000 € (inklusive Kaufnebenkosten) selbst aufbringen.
Damit wird deutlich: Käufer müssen genau hinschauen, welche Finanzierungspraxis ihre Bank anwendet – und Verkäufer sollten im Blick behalten, dass ein zu hoch angesetzter Kaufpreis die Finanzierungschancen potenzieller Interessenten schmälert.
Warum eine fundierte Bewertung unverzichtbar ist
Damit weder Käufer noch Verkäufer von solchen Überraschungen getroffen werden, ist eine realistische Bewertung der Immobilie entscheidend. Wer sich vorab ein objektives Bild verschafft, kann Verhandlungen mit der Bank souveräner führen und gleichzeitig den Verkauf auf eine solide Basis stellen.
Gerade hier ist es sinnvoll, Experten einzubeziehen, die sowohl den Marktwert als auch die Bewertungslogik der Banken kennen. Eine sachgerechte Einschätzung verhindert, dass Immobilien zu optimistisch bepreist werden – und sorgt dafür, dass Finanzierungsgespräche nicht ins Stocken geraten.
Fazit
Immobiliengeschäfte scheitern oft nicht am Interesse, sondern an der Finanzierung. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Bewertungsansätzen von Markt und Banken. Wer diese Unterschiede kennt und berücksichtigt, schafft Klarheit und Sicherheit.
Eine professionelle Begleitung durch Experten, die den Markt kennen und gleichzeitig die Anforderungen der Banken im Blick haben, ist deshalb ein entscheidender Erfolgsfaktor. So lassen sich realistische Preise festlegen, Finanzierungsrisiken minimieren und reibungslose Abläufe gewährleisten – zum Vorteil von Käufern und Verkäufern gleichermaßen.
Rufen Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch gerne an unter 06132 – 714 93 83.









